Montag, 23. Juni 2014

Thomas Müller auf Rekordkurs Deutschlands neue "wilde 13"

Thomas Müller auf Rekordkurs

Deutschlands neue "wilde 13"

Nach seiner Tor-Gala gegen Portugal wird Thomas Müller wieder einmal mit seinem berühmten Namensvetter und Vorgänger mit der Rückennummer 13 verglichen.

Natürlich dauerte es nach dem 4:0-Sieg gegen Portugal nicht lange, bis der unvermeidliche Vergleich kam. Es gab zwar schon einige deutsche Stürmer, die im DFB-Trikot bei einer Weltmeisterschaft drei Tore in einem Spiel erzielt hatten. Doch natürlich wurde Thomas Müller von den Reportern nach seinem berühmten Namensvetter und Vorgänger mit der Rückennummer 13 gefragt. Der legendäre Gerd Müller hatte bei der WM 1970 in Mexiko sogar zweimal einen Hattrick erzielt. "Dass mir das auch passiert, ist nicht sehr realistisch", sagte Müller pflichtbewusst und versicherte, dass ihn Rekorde nicht interessierten: "Wichtig ist nur der Erfolg der Mannschaft. Wir wollen hier Weltmeister werden.“

An WM-Legenden vorbeigezogen

Mit seinen drei Treffern gegen Portugal hat Müller aber gleich im ersten Spiel den Grundstein gelegt, zum zweiten Mal in Folge die WM-Torjägerkröne mit nach Hause zu nehmen. In der ewigen Rangliste der deutschen WM-Torschützen steht er nun bei acht Treffern, er ist mit Rudi Völler gleichgezogen und hat Legenden wie Hans Schäfer und Helmut Haller überholt.

Anders als viele seiner berühmten Vorgänger im deutschen Sturm hat Müller diese eindruchksvolle Bilanz schon in vergleichsweise jungen Jahren erreicht. Das Bayern-Urgestein ist gerade einmal 24 Jahre alt. Dies vergisst man schnell, weil man solche Auftritte wie gegen Portugal schon unzählige Male gesehen hat.

Vintage-Müller und klassische Neun

Müller spielte wieder jene selbst ernannte, inzwischen berühmt-berüchtigte Rolle des Raumdeuters. Ein echter Vintage-Müller, mit unberechenbaren Laufwegen, in den Räumen vor dem Strafraum rotierend, immer anspielbereit. Aber auch ein klassischer Mittelstürmer, der hohe Anspiele in die Spitze fordert, ständig in Bewegung, eine unablässige Bedrohung für Portugals Defensive. "Thomas hat mit seinen Wegen für viel Verwirrung gesorgt. Er hat eine ganz unorthodoxe Spielweise, ist wahnsinnig schwer berechenbar und hat nur einen Gedanken im Kopf: Wie kann ich ein Tor erzielen", lobte der Bundestrainer den Matchwinner.

Die Portugiesen, eigentlich als defensivstarkes Ensemble bekannt, erledigte Müller fast im Alleingang, nicht nur wegen seiner drei Treffer. Im Duell mit dem als überaus reizbar bekannten Pepe gab er auch erfolgreich den Agent Provocateur und führte den Platzverweis gegen Portugals Innenverteidiger herbei, der das Spiel praktisch schon im ersten Durchgang entschied.

Treffer im Liegen - wie 1974

Vor allem Müllers Treffer aus dem Spiel heraus erinnerten an seinen berühmten Vorgänger und Namensvetter. Keine Tore für die Jahresrückblicke, mit überschaubarer Ästhetik, aber geprägt von ungemeiner Spielintelligenz, Beharrlichkeit und Willensstärke. Beim 3:0 vor der Pause schien Müller die Abwehraktion von Bruno Alves vorauszuahnen. Beim vierten Treffer blieb er nach einer vergebenen Chance hellwach und stieß genau im richtigen Moment ins Sturmzentrum, wo er André Schürrles Vorlage über die Linie drückte. Halb im Liegen, wie einst Gerd Müller bei der WM 1974 im Spiel gegen Jugoslawien.

Rekordjagd geht weiter

Dessen für den Gegner stets rätselhaften Laufwege hat die junge "wilde 13" im deutschen Sturm offenbar vererbt bekommen, ebenso den Instinkt vor dem gegnerischen Tor. Beides pflegt Thomas Müller weiter in den Gesprächen, die er mit dem Vorgänger beim FC Bayern immer noch regelmäßig führt.

Der aktuelle deutsche WM-Held sorgt auch dafür, dass "kleines dickes Müller" vorerst nicht um seine Spitzenposition in der Rangliste deutscher WM-Torschützen zu fürchten braucht. Miroslav Klose, wie Gerd Müller bei 14 Treffern, braucht noch ein Tor, um alleiniger Rekordtorschütze zu werden. Doch solange Thomas Müller brilliert, gibt es für den Bundestrainer keinen Grund, Klose im Sturmzentrum aufzustellen. Womöglich ist es Müller am Ende selbst, der seinen Namensvetter überholt.