Montag, 30. Juni 2014

Stolper-Götze, Höschen-Tester Lahm, Kamikaze-Neuer

Stolper-Götze, Höschen-Tester Lahm, Kamikaze-Neuer
Dieses Match war nichts für Herzpatienten! Deutschland zittert sich gegen Algerien ins WM-Viertelfinale und offenbart schreckliche Schwachstellen. Welcher DFB-Star seine Leistung erklären muss und welcher herausragte: Die Einzelkritik.
Sieben Bayern-Spieler in der Startelf, doch trotz dieser Besetzung gibt es selten gesehene Abstimmungsprobleme beider DFB-Elf. Nach einer schrecklich schwachen ersten Halbzeit bringt erst JokerAndré Schürrlefrischen Wind in dieses WM-Achtelfinale. Deutschland gewinnt mit viel Mühe2:1 gegen Algerien. BundestrainerJoachim Löwdürfte heftig ins Grübeln kommen, ob er aucham Freitag im Viertelfinale gegen Frankreichan seiner wackeligen Viererkette mit vier gelernten Innenverteidigern festhalten will.Die 14 DFB-Spieler in der Einzelkritik.
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
Getty ImagesNicht der eigene Strafraum, sondern die eigene Hälfte ist sein Reich: Harakiri-Neuer
Manuel Neuer:Zeigte seine Weltklasse. Und seine Tollkühnheit. Der Torhüter war der beste Libero. Hielt sich mehr außerhalb seines Strafraums auf als darin. Verschätzte sich nach neun Minuten und hatte Glück, dass Slimani nicht abbremste, denn sonst hätte Algerien sicherlich geführt. Danach kam er immer wieder rechtzeitig beim Herausstürmen und rettete Deutschlands Viertelfinal-Einzug. Wie gewohnt risikoreich, aber weil alles gut gegangen ist:Note 1
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
Getty ImagesWacklige Angelegenheit: Shkodran Mustafi
Shkodran Mustafi:Nach drei Minuten hätte er zum Helden werden können, als er alleine aufs Tor zulief. Aber das Schiedsrichtergespann entschied fälschlicherweise auf Abseits. Auch drei Minuten nach der Halbzeit mit der Riesen-Kopfballchance, doch direkt in die Hände von Keeper M'Bolhi. Ansonsten wie gegen Ghana: Offensiv überfordert, weil er nicht flanken kann. Gerade gegen diese zentral verteidigende Mannschaft wäre ein vernünftiger Außenverteidiger Gold wert gewesen. Mustafi kann ja nichts dafür, dass der Bundestrainer ihn außen aufstellt. Muss dann vom verletzt vom Platz. Die WM könnte für Mustafi gelaufen sein.Note 5
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
dpaFroh, als alles vorbei war: Per Mertesacker
Per Mertesacker:Ließ sich von seinen unsicheren Abwehrkollegen anstecken und hatte Mühe, seine Nebenleute zu koordinieren. Seine Abstände zu Mustafi stimmten nur selten. Sicherheit konnte der 29-Jährige dem jungen Kollegen so nicht vermitteln. Hatte aber auch selbst genug Probleme, den Ball zu stoppen, was Neuer immer wieder zu Ausflügen zwang. War am Ende fix und fertig: "Ich kloppe mich jetzt erst mal drei Tage in die Eistonne."Für das ZDF-Interview Note 1, ansonsten:Note 4
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
Getty ImagesKam oft im letzten Moment: Jerome Boateng
Jerome Boateng:Fühlt sich normalerweise in der Innenverteidigung wohler als außen, aber weit gefehlt: Machte nur so viel wie nötig und war wieder ein Unsicherheitsfaktor. Allerdings musste er auch für zwei verteidigen, weil Höwedes immer zu hoch stand. Sinnbildlich für ihn die zehnte Minute: Orientierungslos läuft er während einer Spielunterbrechung auf Halliche drauf. In der Verlängerung rettet er dank seiner Schnelligkeit aber gegen Slimani.Note 4
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
dpaAngst vorm Ball: Benedikt Höwedes
Benedikt Höwedes:Führte sich selbst in der zwölften Minute mit einer Kopfball-Kerze ins Spiel ein. Stand oft zu offensiv. Nach vorne gelang dem 26-Jährigen nicht viel. Zudem fehlte ihm die Abstimmung mit Boateng. Bekam einmal den Ball von Boateng von hinten zwischen die Beine gespielt und drehte dann eine Pirouette. Seine grazilste Bewegung!Note 5
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
Getty ImagesWollte dirigieren, klappte aber nicht: Bastian Schweinsteiger
Bastian Schweinsteiger:Wollte in der ersten Halbzeit der Anführer sein, der so dringend gebraucht wird. Schoss dann aber nur einmal gefährlich aufs Tor und setzte kaum Akzente. Vergab zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit eine große Kopfballmöglichkeit, klemmte sich aber nicht entschlossen genug hinter den Ball, weil ihm ein halber Schritt fehlte. Auch in der Schlussminute den Sieg auf dem Kopf, aber zu unplatziert.Note 4
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dpaZum Haareraufen: Kapitän Philipp Lahm
Philipp Lahm:Im Spiel nach vorne völlig planlos, zudem noch nie gesehene Missverständnisse mitSchweinsteiger. Durfte in der zweiten Hälfte auf seine geliebte Rechtsverteidiger-Position, verstand es da aber nicht, die Defensive zu stabilisieren, sondern trabte nur hinterher. Machte immerhin keine dicken Fehler. Lahm holte sich als einziger DFB-Spieler die Gelbe Karte ab - für einen beherzten Griff an die Hose seines Gegenspielers.Note 4
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Getty ImagesStarke erste, mittelmäßige zweite Halbzeit: Mesut Özil
Mesut Özil:Mit Müller der Beste in den ersten 45 Minuten. Spielte frech und war an jeder gefährlichen Aktion beteiligt. In der achten Minute eröffnete er Müller einen großen Raum, nachdem er mit der Hacke für einen Überraschungsmoment sorgte. In Halbzeit zwei tauchte er nach und nach unter und in der Verlängerung dann ab. Bis er in der 119. Minute mit dem x-ten Versuch das 2:0 erzielte.Note 4
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Getty ImagesFast unsichtbar in den ersten dreißig Minuten: Toni Kroos
Toni Kroos:War in der ersten halben Stunde gar nicht zu sehen, probierte sich dann zwei Mal mit Weitschüssen, die gefährlich wurden. Das hätte er öfters versuchen sollen. Brachte gute Eckbälle, doch seine Mitspieler verstanden es nicht, diese zu verwerten. Schob den Ball ansonsten nur hin und her.Note 4
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
AFP"Ich hab doch nix gemacht!": Götze beurteilt seine Leistung selbst
Mario Götze:Der 22-Jährige spielte nicht so unbekümmert wie gewohnt und musste folglich zur Halbzeit raus. Teilweise sprangen dem sonst so technisch versierten Bayern-Spieler sogar die Bälle vom Fuß. Bemühte sich dennoch stets und holte den Ball teilweise bei den Innenverteidigern ab, aber ohne Wirkung. In der 44. Minute stolperte er über seine eigenen Füße, ohne dass der Ball in der Nähe war. Bezeichnend!Note 5
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
Getty ImagesKann nicht fassen, was die Teamkollegen machen: Thomas Müller
Thomas Müller:Ließ sich von seinen Teamkollegen nicht anstecken, sondern gewann fast jedes Kopfballduell. Zudem initiierte er mit seinen klugen Pässen gefährliche Angriffe. Ließ aber gleich mehrere Torchancen liegen, die er normalerweise im Schlaf machen würde. Bereitete dann Schürrles Führungstreffer vor.Note 3
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
Getty ImagesDer Joker sticht: André Schürrle
André Schürrle (46. Minute):Kam zur Halbzeit für Götze und hatte drei Minuten später schon den Treffer auf dem Fuß. Seine Dynamik fehlte den Deutschen im ersten Abschnitt. Fast jeder gefährliche Angriff lief über ihn. Flankte gefühlte zehn Mal flach und scharf nach innen, aber niemand konnte vollenden. Zwei Minuten nach Beginn der Verlängerung lief er dann selbst mal nach innen, ließ Müller flanken und verwandelte selbst mit der Hacke!Note 2
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
dpaEingewechselt, aber unauffällig: Sami Khedira (l.)
Sami Khedira (ab 70. Minute):Kam für Mustafi. Flankte in der 80. Minute gefährlich auf Müller. Agierte mehr als Flügelstürmer denn als defensiver Mittelfeldspieler. Blieb meist unauffällig - bis zu Minute 100: Da legte er beinahe Algerien den Ausgleichstreffer auf.Note 4
WM 2014, Mesut Özil, Manuel Neuer, FC Bayern München, Thomas Müller, Algerien, Deutschland, DFB, Joachim Löw
dpaKann es kaum erwarten, rein zu dürfen: Christoph Kramer

Christoph Kramer (ab 109. Minute):Kam fürSchweinsteiger. Sicherlich ein schönes Gefühl, bei einer WM zehn Minuten lang zwischen lauter kaputten Algeriern hin und her zu rennen. Fast hätte er sogar noch ein Tor gemacht.Keine Note

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